Case studies: von Fall zu Fall
Style Switcher
Kompliziert wird es, ein Webdesign zu entwickeln, welches Menschen mit Sehschwächen gerecht wird. Während man sich bei Blinden darüber wenig Gedanken machen muss (sie sehen ja nun gar nichts), wollen Menschen mit Sehschwächen auf jeden Fall etwas sehen. Und damit muss das Webdesign klarkommen - beinahe ein Alptraum für Webdesigner. Generell gilt, das sehbehinderte Menschen die folgenden vier Punkte selbst einstellen können müssen:
- Schrift in Größe und Laufweite
- Vorder- und Hintergrundfarbe
- Reihenfolge von Elementen (mehrspaltiges Layout ist hier unpraktisch)
- Navigation
Bei der Entwicklung einer Webseite kann man grundsätzlich so viele Styles einsetzen, wie man möchte, um beliebig viele alternative Anzeigemöglichkeiten anzubieten. Beispielsweise könnte die Hauptnavigation ganz am Anfang stehen und eine Art digitalen Ariadne-Faden bereitstellen ("You are here"). Letztendlich kann sich dann jeder Besucher seinen bevorzugten Stil einstellen.
Nur wenige Browser bieten derzeit die Möglichkeit, den Style zu wechseln und noch weniger Menschen machen Gebrauch davon bzw. besitzen überhaupt die Kenntnis von dieser Möglichkeit. Die logische Konsequenz: der Designer muss dafür sorgen, dass de Besucher irgendetwas in die Hand gedrückt bekommen, womit sie den Style wechseln können (z.B. Buttons oder Links). Das ist aber viel leichter gesagt als getan und ganz andere Probleme tauchen auf:
Sehr oft sind die Elemente zum Style-Wechsel sehr klein und effektiv versteckt, weil die Designer sie nicht allzu sehr ins Auge springen lassen wollen
Oftmals kann nur die Schriftgröße in ein paar bescheidenen Schritten verändert werden - die komplette Seite wird selten in den Wechsel mit einbezogen
Es existiert keine einheitliche Terminologie geschweige den einen Standard für den Ort, an dem die Wechselelemente zu finden sind. Das ist umso bizarrer, als dass solche Elemente ja für Menschen gedacht sind, die ohnehin schon schlecht sehen - und diese Besucher müssen erst intensiv suchen (obwohl sie ja gar nicht wissen, ob derartige Elemente auf der besuchten Seite überhaupt existieren).
Mittlerweile gibt es den Vorschlag, Webseiten mit einer Art Präferenzseite auszustatten ("Optionen zur Anzeige"). Die gewählten Einstellungen könnten sogar für spätere Besuche gespeichert werden - hier wären Cookies eine durchaus angemessene Verfahrensweise. Das Problem besteht jedoch darin, dass eine solche Präferenzseite per definitionem barriefrei sein müsste. Ein Patentrezept dafür existiert (noch) nicht, gerüchteweise könnten entsprechende Guidelines in ferner Zukunft jedoch vom W3C aufgestellt werden.